Piratenpartei Deutschland - Infos?

#0
08.06.2009, 18:18
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Beiträge: 702
#1 Ich frage hier einfach mal blöd, da die Piratenpartei bei der Europawahl ja ordentlich was hingelegt hat und laut Heise sogar einen Sitz erbeutet hat ;)

Der Name der Piratenpartei ist für mich erstmal abschreckend und war mir bisher kaum bekannt, die Website läßt aber mit dem Slogan: Engagiere dich gegen Überwachung und für die Freiheit des Wissens! - interessante Themengebiete erahnen; konkret:

Zitat

* Vorratsdatenspeicherung
* Terrorismus
* Überwachung
* Online Durchsuchung
* Speicherung biometrischer Merkmale in Ausweisen
* Abhören
* Informationelle Selbstbestimmung
* Transparenz
* Volksentscheide
* Privatkopie
* Patente
vieleicht kann Gool mich etwas über den Hintergrund aufklären?
Wer steckt dahinter und woraus ist diese Partei entstanden?
Wieso schlägt die bei jungen Wählern und Internetfans so gut ein? Warum wählst du die Piratenpartei?

freue mich auf interessanten Diskussionsstoff!

Jagge
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09.06.2009, 08:54
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Beiträge: 163
#2 Unter dem Link http://www.golem.de/0906/67633.html findest Du einen 2-seitigen Artikel über die schwedische Piratenpartei.
Die deutsche PP dürfte gleiche/ähnliche Ziele verfolgen, wie die Kollegen aus Schweden. Meiner Meinung nach leider etwas zu einseitig, denn alleine mit diesem Themenkreis kann man in der Politik nur eine Stimme sein, aber nichts weltbewegendes erreichen. Vorstellen kann ich mir aber, dass bei wachsendem politischen Erfolg auch der Themenkreis dieser Partei erweitert wird. Das genug Sprengkraft in den Piraten steckt, sieht man am Ergebnis der Europawahl in Schweden. Die etablierten polit. Parteien wären gut beraten, die Stimme der Piraten nicht zu ignorieren.

Da Du schon die Webseite der PP gefunden hast, sollten die Ziele und restlichen gesuchten Informationen auch dort zu finden sein. Ansonsten kannst Du dort evtl. im Forum Fragen stellen.

Gruß
Faun
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09.06.2009, 10:06
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#3 Die "Piraten" sind auf jeden Fall eine sehr sympathische Truppe und meiner Meinung nach entstanden aus einer jahrelangen Politik, die sich von einer ganzen Generation junger Leute entfernt hat die u. a. mit Computern und dem Internet groß geworden sind. Salopp gesagt scheint eine Clique von älteren Herren in Berlin gerade alles verbieten und zensieren wollen was sie nicht versteht. Diese "Killerspiele" von denen man so viel hört? Weg damit! Komische Paintball und Gotcha Spiele? Verbieten! "Das Internet" voll mit Kinderpornographie, Rechtsextremismus, Bombenbauanleitungen und Raubkopierern? Wegsperren, zensieren und unter Strafe stellen!
Auf der anderen Seite traut man sich beispielsweise nicht an die Schützenvereine heran denn das ist ja althergebrachtes Brauchtum. Was die Generation unter 50+ so treibt scheint zumindest den Regierungsparteien größtenteils völlig fremd zu sein.

Bei der Meldung sollte man darauf achten das es um die schwedische Piratenpartei geht, hier bei uns konnten sie gerade mal 0,9% einheimsen, was zwar sehr beachtlich ist aber trotzdem noch weit von der 5% Hürde entfernt. Ob ein einseitiges Programm so schlecht ist kann ich gar nicht beurteilen, prinzipiell hat beispielsweise die FDP auch viel zum Thema Datenschutz und Überwachung im Gepäck (man denke nur an Frau Leutheusser-Schnarrenberger) das wird in einer schwarz/gelben Koalition aber immer schnell zugunsten anderer Themen über Bord geschmissen. In Bayern regiert schon seit September 2008 die FDP mit, aber das hält bayerische Polizisten nicht davon ab wegen zwei (!) illegal heruntergeladenen MP3s eine Hausdurchsuchung anzuordnen und ähnliches:
http://www.gulli.com/news/bayern-drei-hausdurchsuchungen-2009-05-22/
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09.06.2009, 17:03
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#4 Öhm... ich bin Pirat, weil diese Partei die einzige Alternative für mich darstellt und meine tatsächlich Interessen vertritt.

Du hast die Stichworte ja schon genannt! Die kann man auf sich wirken lassen und dann entscheiden, wie man zur Piratenpartei, die übrigens eine noch sehr junge Partei ist (nicht nur vom Altersdurchschnitt der Mitglieder her, sondern sie wurde erst 2006 gegründet), steht. Piraten gibt es inzwischen in 15 Staaten Weltweit, in weiteren 9 Staaten weltweit sind Ambitionen vorhanden, entsprechende Piratenparteien zu gründen.

Leider stellen die Medien aufgrund mangelhafter Recherche die Piratenpartei in ein falsches Licht, indem sie sie als Raubkopierer-Partei abstempeln. Dabei geht es eigentlich darum, das Urheberrecht radikal zu reformieren, nicht jedoch darum, "Raubkopien" zu legalisieren oder "dass man alles kostenlos downloaden darf". Ebenfalls kontroverse Patente wie "Patente auf Leben" oder andere Trivialpatente stehen unter dem Banner "das geht so nicht".
Die Piraten setzen sich für eine freie Bildung ein, was bedeuten soll, dass sie sich u.a. gegen Studiengebühren ausspricht und auch im Rahmen von Forschung fordert, die dadurch errungenen Ergebnisse nicht kommerziell zu vermarkten, wenn die Forschungsarbeiten mit öffentlichen Geldern (also vom Steuerzahler) finanziert wurden.

Ausführlichere Infos, die hier den Rahmen sprengen würden, findest Du unter http://www.piratenpartei.de/navigation/politik/unsere-ziele

Leider gibt es in Deutschland noch nicht so viele Piraten, aber über das gesamte Bundesgebiet verteilt gibt es zumindest in den größeren Städten auch Stammtische, zu denen man gehen und sich über die Piraten unverbindlich informieren kann. Orte und Termine erhält man bei der Auswahl des jeweiligen Landesverbandes unter http://wiki.piratenpartei.de/Treffen

Wir in Gießen veranstalten übermorgen (11.06.) übrigens einen außerordentlichen Stammtisch um 19 Uhr im Unique (Am Kugelberg 1, Ecke Licher Straße), um Interessierten direkt nach der Wahl schon einen Einblick in unsere Partei zu bieten und um das Wahlergebnis (nochmal) zu feiern ;)

Außerdem gibt es seit kurzem auch die Jungen Piraten (JuPis), bei denen man bis zum 27. Lebensjahr mitmischen kann. Wer dort Mitglied werden möchte, zahlt auch einen deutlich geringeren Mitgliedsbeitrag als bei der Partei selbst. Eine Mitgliedschaft ist aber zur aktiven Beteiligung bei den Piraten nicht notwendig.
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09.06.2009, 18:30
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#5 Hallo ihr 3 ;)

vielen Dank für die ausführlichen Antworten nun bin ich schlau ;)

Jagge
Dieser Beitrag wurde am 09.06.2009 um 19:59 Uhr von Jagge editiert.
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11.06.2009, 17:38
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#6 Noch ein Artikel zum Thema:
Anker hoch und Leinen los – die Piraten sind da! (Spiegelfechter)

Zitat

Ein Gespenst geht um in Europa – die Europawahlen haben gezeigt, dass sich abseits der klassischen politischen Frontlinien mit den Piratenparteien eine neue parlamentarische Kraft entwickelt hat, die dank des Erfolgs in ihrer Hochburg Schweden sogar den Sprung ins Straßburger Parlament geschafft hat.

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11.06.2009, 18:17
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#7 Hey Gool,
wenn keiner mehr ein Patent hat dann kann man doch nix mehr an einer Entwicklung oder Forschung verdienen, weil es doch sicher sofort kopiert wird!(China)

Also warum enwickeln und forschen?
Oder Verstehe ich das Ziel falsch ?


Erklär mir bitte den Punkt Open Access! (Beispiel wär nicht schlecht)

Was wird auf Kosten des Staates entwickelt und dann nicht freigegeben?


Ansonsten bin ich sehr konform mit den Zielen und könnte mir gut Vorstellen bei der Bundestagswahl (tretet ihr da an? ) mein Kreuz woanders hinzusetzen !
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12.06.2009, 00:44
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#8 Beim Thema Patente bin ich leider nicht so firm. Ich versuche es trotzdem mal:

Es geht nicht darum, Patente grundsätzlich abzuschaffen, sondern nur um eine bessere Regelung bezüglich Patenten. Wir wollen niemandem die Chance nehmen, durch seine Erfindung auch Geld zu verdienen. Aber wir halten Trivialpatente wie bspw. die Methode zum Entleeren des Darms von Gasen (Furzen) für kontraproduktiv. Stell Dir vor, jemand meldet ein Trivilapatent an und plötzlich müssen viele Unternehmen Lizenzgebühren für etwas zahlen, was eigentlich selbstverständlich ist.

Den Punkt Open Access hatte ich ja schon angesprochen: "die dadurch [durch die Forschung] errungenen Ergebnisse nicht kommerziell zu vermarkten, wenn die Forschungsarbeiten mit öffentlichen Geldern (also vom Steuerzahler) finanziert wurden."

Natürlich sollen hier die Fachzeitschriften nicht von der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen ausgeschlossen werden. Immerhin verteilen auch Zeitschriften wie die c't frei verfügbare Software auf ihren Heft-CDs (also über kostenpflichtige Angebote). Aber diese Forschungsergebnisse sollen für jedermann frei zugänglich sein (bspw. durch Veröffentlichung im Internet).

Beide Themen sind jedoch nicht mein besonderes Interessengebiet, weshalb meine Antworten darauf weder besonders fundiert noch umfangreich sind. Zu anderen Themen könnte ich mehr sagen :p
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12.06.2009, 14:49
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#9 ich glaube sogar, dass das freigeben von patenten die entwicklung fördern kann, da alle eine bestimmte (die patentierte) technik verwenden dürften.
und wenn man sich das Programm durchliest, beschäftigen sie sich ja nciht nur mit dem internet.
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12.06.2009, 15:19
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#10 Aber wenn ich etwas entwickle stecke ich(kann nix gutes bei raus kommen;)) viel Geld und Arbeit rein.

Dann kommt die Chinesen oder sonst wer (Kein Rassismus) und bauen billig nach und verkaufen es für weniger Geld!

Folge : Keiner kauft bei mir und ich werde nicht für Investitionen und Arbeit entlohnt !

Natürlich kann es auch die Entwicklung förden siehe Mozilla aber es kann auch der finanzielle Tod eines Entwicklers sein !
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12.06.2009, 15:33
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#11 Ja. Aber Rauchen kann auch Krebs verursachen - muss aber nicht ;)
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Der Grabsteinschubser
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12.06.2009, 15:35
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#12 Sicher aber das Risiko ist bedeutent höher !
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12.06.2009, 15:43
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#13 Ein bisschen Risiko gehört doch zum Leben dazu ;) Was ein übertriebener Hang zur Sicherheit bringt, bekommen wir ja oft genug durch die Politik zu spüren: Überall Überwachungskameras, Vorratsdatenspeicherung, Bundestrojaner, Internetsperren, biometrische Ausweise...
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12.06.2009, 23:14
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#14

Zitat

chrischahn87 postete
Aber wenn ich etwas entwickle stecke ich(kann nix gutes bei raus kommen;)) viel Geld und Arbeit rein.
Dann kommt die Chinesen oder sonst wer (Kein Rassismus) und bauen billig nach und verkaufen es für weniger Geld!
Nix für ungut aber das ist ziemlich graue Theorie. Bis man ein Patent genehmigt kriegt vergehen erstmal zwei Jahre in denen man die Erfindung geheim halten muss, das ist gerade in der IT Branche eine halbe Ewigkeit. Ein Patent anmelden ist natürlich auch nicht umsonst sondern kostet einmalig und auch nach Genehmigung jährlich Gebühren, das heißt privat macht man das wahrscheinlich schon mal nicht. Da man zig Sachen beachten muss, beschäftigen schon mittelgroße Firmen Patentanwälte, die sich ihre Dienste natürlich auch fürstlich entlohnen lassen. Ein hier erlassenes Patent gilt auch erstmal nur in Deutschland, das heißt noch mehr Aufwand ist nötig um europaweit oder womöglich weltweit geschützt zu sein.

Große Firmen haben damit kein Problem, die beschäftigen zig Anwälte die regelmäßig neue Patente anmelden. Darunter auch die beliebten "Trivialpatente", beispielsweise lassen sich Druckerhersteller patentieren das ihre Patronen aus drei Y-förmig angeordneten Kammern bestehen um anschließend Firmen zu verklagen die Druckerpatronen billiger herstellen. Leider werden viele solcher Patente genehmigt, auch mangels technischer Kompetenz der Patentämter, und dann sind sie erstmal gültig. Man kann sich dagegen natürlich wehren und Patente anfechten das zieht aber jahrelange Rechtsstreits nach sich, bei denen große Konzerne im Zweifel den längeren Atem haben. Deswegen ist das derzeitge Patentrecht bei weitem nicht so schön einfach und nützlich wie man vielleicht denkt.
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Dieser Beitrag wurde am 12.06.2009 um 23:19 Uhr von asdrubael editiert.
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12.06.2009, 23:38
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#15 Ein vielleicht interessanter Beitrag zu der Patentgeschichte findet sich im Forum der Piratenpartei
http://forum.piratenpartei.de/viewtopic.php?f=10&p=54800&sid=418c00291bf31dfd2217f2689d1c636e
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