Klimagipfel - wer zahlt die Rechnung?

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21.12.2009, 21:33
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Avatar Jagge

Beiträge: 702
#1 Hallo ihr,

erneut wurde vor wenigen Tagen ein Klimagipfel absolviert mit viel TamTam in der Presse.
Schon 3 Tage später hat sich die Welt weiter gedreht und auf keiner Newsseite ist dieses Thema noch zu finden.

Der Klimagipfel der Industriestaaten und Enwicklungsländer ergibt folgendes Ergebnis:

Wer zahlt die Rechnung?

YouTube Video (Link)


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22.12.2009, 10:33
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Beiträge: 3306
#2 Kann das Video momentan nur ohne Ton sehen, aber der Klimagipfel hat die Frage nach der "Rechnung" zumindest nicht beantwortet. Die Konferenz ist mit einem unverbindlichen Minimalkompromiss zu Ende gegangen (Kopenhagen endet mit Armutszeugnis), dass heißt es gibt erstmal gar keine Verpflichtungen für niemanden, außer das man sich 2010 dann das nächste Mal trifft um weiter zu diskutieren.

Es hat sich aber bereits gezeigt, dass es einen ziemlichen Kampf zwischen Industrienationen und Schwellen-/Entwicklungsländern gibt. Die einen wollen nicht auf ihren jetzigen Luxus verzichten und die anderen drängen darauf sich weiter zu industrialisieren und wollen sich nicht vorschreiben lassen, dass es aber nicht angeht wenn plötzlich 1,3 Milliarden Chinesen alle ein Auto fahren wollen. Ich habe zu dem Thema vor kurzem eine "provokante" These gelesen:
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/1424/sackgasse-kopenhagen

Zitat

Dennis Meadows, der mit seinem 1972 erschienenen Buch “Die Grenzen des Wachstums” als Pionier der Umweltpolitik gilt, analysiert die Ausgangssituation nüchtern. Für sieben Milliarden Menschen sei die Erde zu klein, egal wie die Menschen leben. Fünf bis sechs Milliarden Menschen könnten dann mit dem Planeten im Gleichgewicht leben, wenn die Welt es akzeptiert, dass nur eine kleine Elite einen erträglichen Lebensstil hat und der Rest nicht. Wenn jeder Mensch das volle Potential von Mobilität, Ernährung und Selbstentfaltung haben soll, so dürften dann aber auch nur ein bis zwei Milliarden Menschen auf der Erde leben.
Das ist natürlich harter Tobak, aber entspricht dem was Experten schon lange sagen. Wenn 7 Milliarden Menschen alle so leben wollen wie wir, mit Zweitauto, Klimaanlage und Trockner, dann können wir alle noch einmal den Zündschlüssel umdrehen und dann ist nicht nur das gesamte Erdöl aufgebraucht sondern auch die Atmosphäre. Also wird es dabei bleiben, dass lediglich eine kleine Elite sich einen gewissen Luxus leisten kann.

Dennoch müssen alle an einem Strang ziehen, denn auch wenn die Industrienationen massiv umdenken Richtung Elektroautos etc. bringt das gar nichts wenn plötzlich China und Indien die nächsten SUV Großabnehmer werden. Die Gerechtigkeitsdiskussion ist bei Klimagesprächen fehl am Platz, denn im Endeffekt geht der Schutz unseres Lebensraums uns alle an.
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24.12.2009, 01:49
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Avatar Camille

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#3 Dazu fällt mir ein nur folgender im Augenblick oft zitierte Satz ein:
Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie schon längst gerettet

oder:

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

Tragisch und nur eine Minderheit möchte was ändern, weil zahlen tun die erste Welt als letztes.

LG Camille

PS: Ich liebe Berni aus dem Film oben ;)
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Mach es wie die Sonnenuhr,
zähl´ die heit´ren Stunden nur.
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12.02.2010, 13:27
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#4 Wenn wir doch mal ehrlich sind, dürfte der gescheiterte Klimagipfel doch für niemand eine Überraschung gewesen sein. Schaut man sich an, wie sich die Welt über die Jahrzehnte hinweg verändert hat, nicht nur in Hinblick auf das Klima, wird doch einmal mehr deutlich, dass sich fast jeder hinsichtlich des eigenen Besitzes selbst der Nächste ist. Wer möchte heute schon auf den kleinen Luxus im Alltag verzichten? Bevor sich die Gesellschaft an sich nicht ändert, wird sich wohl kaum die Auffassung zum Klimawandel und zum Umweltschutz ändern. Immerhin messen sich Menschen doch gern an der Größe der eigenen Besitzstände oder an dem Auto, mit dem sie unterwegs sind. Heute kann das eigene Auto doch kaum größer, schicker und luxuriöser sein. Die Rechnung für den Klimagipfel im letzten Jahr wird jeder einzelne Mensch tragen und auch unabhängig von dem Ausgang des neu angelegten Gipfels wird dies der Fall sein. Immerhin werden Hilfen an andere Länder von den Industriestaaten unter anderem durch Steuergelder finanziert. Diese Summen, die von Entwicklung- und Schwellenländern gefordert werden, müssen von Nationen, die mittlerweile im Schuldensog versinken, aber erst einmal aufgebracht werden. Dies dürfte nur mit Steuererhöhungen möglich sein. Langfristig zahlt also jeder die Rechnung. Außerdem interessiert öffentlich der Klimawandel erst dann wieder, wenn es zu neuen Tragödien kommt.

Müsste sich nicht eigentlich erstmal die Gesnellschaft an sich ändern, bevor sich beim Klimawandel wirklich etwas erreichen lässt? Müsste hierfür nicht jeder erst einmal bei sich selbst und der eigenen Einstellung anfangen ein wenig umzudenken und würde für die lieben Politiker nicht auch eine kleine Regierungskutsche reichen? Eure Meinung zu diesen beiden Fragen würde mich wirklich interessieren.
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12.02.2010, 14:19
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#5 Auch wenn sich "jeder selbst der nächste ist", kann man damit IMHO nicht die Untätigkeit im Angesicht einer sich abzeichnende Klimakatastrophe (Neudeusch: Klimawandel) begründen. Letztendlich zerstören wir damit unsere Lebensgrundlage, dem Planeten ist es egal ob ein paar Homo Sapiens auf ihm rumlaufen oder nicht. Das Thema geht jeden an der in 50 Jahren noch selbst hier leben möchte oder seine Kinder/Enkel.

Argumente? Wen kümmern Argumente?

Zitat

Der Mensch wird zwar immer älter, aber zum Überleben ist und bleibt er zu dumm. In der Geschichte der Menschheit gibt es etliche Beispiele für Hochkulturen, die ausstarben, weil es ihnen nicht gelang, ihre Gewohnheiten zu ändern. Die Bewohner der Osterinseln holzten den Wald, ihre Lebensgrundlage, bis auf die letzte Palme ab; die normannischen Siedler auf Grönland bauten erst 500 Jahre lang eine funktionierende Gesellschaft auf, weigerten sich aber, ihre Ernährung auf Fisch umzustellen, als nicht mehr genug Vieh vorhanden war – und starben aus.

»Wie kann man nur so blöd sein?«, fragen wir uns da – und steigen in den Golf oder den Billigflieger, hauen ein Steak in die Pfanne oder zünden ein Feuer im Kamin an: Gut möglich, dass zukünftige Generationen sich fragen werden, wie diese hoch entwickelte Zivilisation des 21. Jahrhunderts – ja, das sind wir – es fertiggebracht hat, sich selbst auszurotten.

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15.02.2010, 14:02
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#6 Ich stimme dir vollkommen zu. Allerdings sollte man dann doch eigentlich auch mal bei den Kleinigkeiten anfangen oder nicht? Wäre der Welt nicht schon einmal ein ganzes Stück geholfen, wenn man nicht immer das größte und neueste Auto fahren müsste, sondern sich auch einfach mal mit dem zufrieden gibt, was man hat. Warum müssen sich Menschen immer an Größen und Zahlen bewerten? Auf kurz oder lang wird es wohl unumgänglich sein, dass sich die Gesellschaft ändern muss, um eine Klimakatastrophe zu stoppen und an genau dieser Stelle dürften wir wohl alle nicht weiterkommen, wenn wir mit dem Finger auf den anderen zeigen. Fangen wir doch einfach mal bei uns an und den Komfort, den wir uns zu Lasten dieses Planeten gönnen. Bevor sich nicht grundlegend etwas an dieser Gesellschaft verändert, werden wirkliche Ergebnisse auch bei dem neuen Klimagipfel nicht zu finden sein. Vielleicht liegt es aber auch einfach in der Natur des Menschen sich selbst auszurotten?!
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15.02.2010, 17:28
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#7 Richtig wenn nicht jeder einzelne etwas ändert, können wir auch nicht darauf hoffen durch Politiker auf Klimagipfeln gerettet zu werden. Dennoch müssen die Rahmenbedingungen stimmen um eben nicht in den Golf oder Billigflieger zu steigen und das tun sie meiner Meinung nach größtenteils (noch) nicht.

Der Klassiker ist genau der Billigflieger von Berlin nach München, der oft wesentlich günstiger ist als die Bummelbahn. Klar liegt vielen Umweltschutz am Herzen, aber wenn man die Wahl hat für 100 € eine Stunde zu fliegen oder für 150 € oder mehr fast 6 Stunden mit der Bahn zu fahren, ist die Wahl für fast alle klar. Hier muss die Politik regulierend eingreifen, außer Umweltschutz soll zum unattraktiven Luxusgut werden.

Allein die Deutsche Bahn bietet eine ganze Wagenladung an Beispielen, wie man Kunden vergrault und dazu treibt weiter mit dem Auto zu fahren. Das ganze wohlgemerkt unter staatlicher Regie und schon seit vielen Jahren.
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16.02.2010, 14:34
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#8 Handelt es sich bei dem Umweltschutz nicht eigentlich schon um ein Luxusgut, das sich nur wenige Menschen wirklich gönnen können? Wenn wir uns anschauen, was in diesem Bereich an Angeboten zur Verfügung steht, werden wir doch recht schnell bemerken, dass die meisten Optionen sehr teuer sind. Ich stimme dir zu, dass die Regierung an genau dieser Stelle eingreifen muss, aber das wird sie wohl kaum tun. Verständlich ist das für uns sicherlich nicht und eine Begründung lässt sich darauf auch nicht einfach finden. Wenn man wirklich vermeiden möchte, dass der Umweltschutz in allen Belangen nicht zum Luxusgut wird, dann muss man doch im Grunde ganz unten anfangen. Warum macht man genau diesen nicht für die Masse bezahlbar? Ich finde, dass deine Argumente zur Deutschen Bahn an dieser Stelle passen wie die Faust aufs Auge.

Bahnfahren ist heute einfach unattraktiv und das nicht wegen dem nächsten Billigflieger, der mal wieder durch Preisstürze auf sich aufmerksam macht. Es ist doch auch ganz einfach das Image des Konzerns, dass das Bahnfahren zu einem Angebot macht, das man am liebsten nur im Notfall in Anspruch nimmt. Auch ich muss zugeben, dass die Fahrt mit der Bahn nicht gerade zu meinen Favoriten gehört und ich glaube, es geht vielen Menschen dabei genauso. Aber viel öfter wird doch anstatt der Bahn das eigene Auto gewählt und das muss, denke ich, nicht nur auf den Konzern an sich zurückgeführt werden, sondern auf den Status den ein Auto heute gesellschaftlich genießt. Immerhin bestimmt dieser "Haufen Blech" doch mittlerweile schon die gesellschaftliche Zugehörigkeit. Ich glaube, dass sich allein durch eine Veränderung bei dieser Ansicht, auch etwas in Hinblick auf den Klimawandel verändern würde.
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16.02.2010, 21:57
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#9

Zitat

Handelt es sich bei dem Umweltschutz nicht eigentlich schon um ein Luxusgut, das sich nur wenige Menschen wirklich gönnen können?
Jein, wer wirklich arm ist hat gar kein Auto und kann sich weder Flug- noch Bahnreisen leisten. Die Drittwelt Länder in denen noch gelebt wird wie hier vor 100 Jahren, haben so gut wie keinen Anteil am Klimawandel:
http://www.boell.de/weltweit/afrika/afrika-2169.html

Zitat

Afrikas technische Emissionen an CO2, überwiegend aus der Energie- und Transportwirtschaft, betragen lediglich etwa 650 Mio. Tonnen CO2 im Jahr – noch weniger als Deutschland mit rund 800 Mio. Tonnen CO2. Hauptquellen sind die Stromerzeugung aus Kohle in Südafrika (ca. 350 Mio.Tonnen) und die Erdgasverbrennung im Nigerdelta (ca. 100 Mio. Tonnen).
Die Einflussmöglichkeiten der Politik sind nahezu unbegrenzt, wenn man nur mal überlegt wie stark Kerosin, Benzin und auch die Bahn subventioniert bzw. besteuert werden (könnten). Wenn man Billigflieger nicht haben wollte könnte man über Nacht einfach eine Kerosinsteuer erheben und schwups würden die Flugpreise explodieren. Das man stattdessen lieber eine Abwrackprämie erfindet hängt wohl damit zusammen das man die Ernsthaftigkeit der Lage noch nicht erkannt hat bzw. einfach nur bis zur nächsten Wahl denkt. Ab Minute 5, geht bis Teil 9:

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Dieser Beitrag wurde am 16.02.2010 um 22:04 Uhr von asdrubael editiert.
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17.02.2010, 14:22
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#10 Das ist sicherlich vollkommen richtig. Aber würde die Regierung quasi über Nacht die Kerosinsteuer anheben, wäre das Geschrei auch groß und es würden ganz andere Debatten entstehen. Immerhin muss man auch daran denken, dass gerade eine solche Steuererhöhung erhebliche Kreise ziehen würde und das kann sich die Regierung auch nicht erlauben. Überleg doch einfach mal, wie viele Arbeitsplätze mit einer solchen Erhöhung verloren gehen würden. Immerhin würden, wie du schon gesagt hast, die Flugpreise explodieren. Somit könnten es sich auch wesentlich weniger Menschen leisten zu fliegen, dadurch verlieren die Airlines Einnahmen und müssen darauf reagieren. Ich glaube, dass genau das auch nicht der richtige Weg ist, sondern man dadurch nur in ein neues Extrem fällt.

Was ist wesentlich dramatischer finde, ist die Reduzierung der Solarförderung, die derzeit im Gespräch ist. Ich glaube, dass es sich hierbei um den besten Beweis dafür handelt, dass die Regierung nicht einmal weiterdenkt als einen Meter. Immerhin nehmen erneuerbare Energien im Klimaschutz eine entscheidende Position ein. Wenn man nun aber die Förderung minimiert, können es sich immer weniger Haushalte leisten, auf diese Energiequelle umzusteigen. Zudem verliert Solarenergie dadurch ihre Attraktivität. Im Grunde bewegt sich die Regierung anhand solcher Beschlüsse doch in eine Richtung, die weder akzeptabel ist, noch mit dem Klimaschutz auch nur irgendwas gemein hat.
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