Fukushima schlimmer als Tschernobyl - Sammelthread

#0
03.04.2011, 08:31
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#1 Hallo,

mich wundert es ein wenig, dass Fukushima auch nach Wochen der Katastrophe, den Weg noch nicht in das Forum gefunden hat.
Deshalb mache ich mal den Thread hier auf.

Schlimme, schlimme Sache , was da passiert, ich befürchte Tokio ist im Ars...

Dann habe ich mal noch 2 links anzubieten:

http://odlinfo.bfs.de/index.html <--- Radioaktivitätsmessnetz

http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Atomkraftwerke <-- Übersichtskarte Atomkraftwerke

T S
Dieser Beitrag wurde am 03.04.2011 um 08:49 Uhr von TurnRstereO editiert.
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03.04.2011, 14:42
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#2 Das liegt sicher daran, dass man nicht weiß was man groß dazu schreiben sollte als immer neue Schreckensmeldungen...

Für mich am gruseligsten ist die Tatsache dass das Erdbeben bereits über 3 Wochen her ist (11 März) und die Situation in den Atomreaktoren noch nicht einmal annähernd unter Kontrolle. Obwohl alles längst abgeschaltet wurde produzieren die Brennstäbe weiterhin enorme Hitze und man kann von außen nur mutmaßen was dort passiert und wie schwer die Schäden sind. Ich befürchte dieser Zustand wird noch monatelang anhalten, die diskutierten Optionen werden ja immer verzweifelter (Kunstharz, Sarkophag etc.).

Auch die Tatsache das eine Stadt wie Tokio nach Expertenmeinungen gar nicht evakuierbar ist, lassen einem Angst und Bange werden. Man mag sich nicht vorstellen was passiert wenn die Sperrzone ausgeweitet werden muss, eine größere radioaktive Wolke auf's Festland zieht oder die Bevölkerung dort auf Jahrzehnte keinen Fisch mehr essen dürfte.

Tja und unsere Regierung ist so daneben, das mir die Worte fehlen, also lasse ich das andere übernehmen:
http://www.wdr2.de/musik/audiowdrkabarettvolkerpispersbeben100-audioplayer.html
"Die kopf- und richtungslosen Hampelmänner und -frauen dieser Bundesregierung, bei denen jeder mal am Strippchen ziehen darf."

"Moratorium", "Ethikkommission" das ist doch alles gequirlte Kacke (pardon). Hätte man nicht an der bestehenden Regelung herumgepfuscht hätte man sich das ganze Theater jetzt schenken können. Andererseits könnte ich jeden ohrfeigen der diese Regierung gewählt hat, denn man wusste vor der Wahl wofür diese stehen:
http://www.stern.de/politik/deutschland/atomausstieg-merkel-gegen-atomklausel-im-grundgesetz-626947.html
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03.04.2011, 17:35
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#3

Zitat

asdrubael postete
Das liegt sicher daran, dass man nicht weiß was man groß dazu schreiben sollte als immer neue Schreckensmeldungen...
Sehe ich eigentlich auch so, man ist irgendwann übersättigt mit den Meldungen.
Aber man kann selber bissi Senf abgeben, auch wenn es nichts an der Situation ändert.

Der Fehler war ja, das man Atomkraft als sichere Energie bezeichnet und vermarktet hat.
http://www.welt.de/welt_print/article2269515/Die-Atomenergie-ist-sicher.html

Und dann sind da noch die Endlager
http://www.ard.de/wissen/atomkraft/-/id=1160076/1ednbfg/index.html

Beäugt man mal die Halbwertszeit von Plutonium, wird einem glatt schlecht.
Wie will man heute wissen, das die Endlager lange genug ihre radioaktiven Inhalte sicher behalten, das alle Behälter dicht bleiben und es nie zu irgendeinem Ereignis in der Natur oder zu einem Anschlag kommt, der die Behälter zerstört?

http://de.wikipedia.org/wiki/Halbwertszeit
239Pu Plutonium 24.110 Jahre
Aber selbst das Plutonium 238PU ist mit einer Halbwertszeit von knapp 88 Jahren einfach nicht überschaubar.
Von Uran ganz zu schweigen.
Wenn es nicht ums liebe Geld ginge, wäre die Gesundheit der Menschen wieder von politischem Interesse, glaube ich zumindest ein bisschen dran.
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03.04.2011, 19:00
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#4

Zitat

Andi2271 postete
Wie will man heute wissen, das die Endlager lange genug ihre radioaktiven Inhalte sicher behalten, das alle Behälter dicht bleiben und es nie zu irgendeinem Ereignis in der Natur oder zu einem Anschlag kommt, der die Behälter zerstört?
Tja dazu kann man das Neusprech Blog empfehlen:
http://neusprech.org/endlager/

Man kann es eben nicht wissen, geschweige denn den Atommüll womöglich unbewacht sich selbst überlassen. Egal wie die Anlage aussieht man wird sie ständig mindestens von außen überwachen müssen, um zu verhindern das irgendjemand dort unbefugten Zutritt erlangt, egal wie unwahrscheinlich das erscheinen mag. Allein diese Kosten sind auf die Jahre gerechnet astronomisch und wo schon heute kaum Verständnis dafür besteht das aus Steuergeldern zu zahlen, wird es in zwei, drei Generationen nicht besser aussehen.

Ich würde fast wetten das wir den Mist schnell leid sind und uns einer der Alternativen zuwenden, die die Wikipedia schön auflistet:
http://de.wikipedia.org/wiki/Radioaktiver_Abfall#Entsorgung
Den Müll in die Sonne schießen, auf dem Grund des Meeres versenken, in die Antarktis oder einfach in einen abgelegenen Teil der Welt wie Sibirien schippern wo das Zeug dann unter freiem Himmel rumliegt. Ein Warnschild hin und fertig, so stelle ich mir das vor, so hart es klingt.

Achja noch als Nachtrag:
Behörden rätseln über verschollenen Atommüll
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04.04.2011, 11:57
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#5 Aufregen könnte ich mich auch über die einseitigen Diskussionen die einen möglichen Atomausstieg begleiten. Exemplarisch der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe:
Schwerer Abschied von der Atomrepublik

Zitat

Es bedarf einer Weiterentwicklung der Energieversorgung, die die Fundamente der deutschen Gesellschaft verändert. Nötig sind:
• Tausende Kilometer neue Stromnetze;
• konsequente - und zunächst milliardenschwere- Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien wie Photovoltaik und Biomasse und einen Ausbau der Windenergie an Land;
• der Blitzausbau der bislang wenig erprobten Offshore-Windenergie;
• der Bau zusätzlicher Gaskraftwerke;
• eine effizientere Wirtschaft.
Tenor: Man muss jede Menge Geld in die Hand nehmen und die Landschaft wird verschandelt. Das der Bevölkerung beizubringen wäre dann eine "Energiewende", was für ein Unsinn.

Eine Energiewende die diesen Namen verdient muss sich doch als allererstes dem Energiesparen widmen. Allein das wir in Deutschland jährlich geschätzt zwischen 10-20 Millionen Tonnen Lebensmittel wegwerfen (Quelle) ist eine unglaubliche Verschwendung von Ressourcen (das anderswo Menschen verhungern kommt noch dazu). Standby Geräte, Billigflieger, Wegwerfhandys, Abwrackprämie man könnte stundenlang weitere Beispiele finden, aber nein lieber bauen wir neue Gaskraftwerke als auf den schicken Zweitwagen zu verzichten.
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08.04.2011, 12:40
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#6 Das entwickelt sich zwar etwas weg vom Ursprungsthema, aber zu den "Weisheiten" von Spiegel und Co. gibt es hier eine gute Zusammenfassung:
Die penetrantesten Lügen der energiepolitischen Debatte

Inzwischen gab es ein erneutes heftiges Beben in Japan und wieder kam es in einem Atomkraftwerk (Onagawa) zu einem Stromausfall, anscheinend zum Glück ohne schwerere Folgen.

Ein Erdbeben ist aber gar nicht notwendig, auch im momentan abgeschalteten AKW Biblis kam es letzte Woche zu einem Stromausfall nach einem Feuer:
Biblis zeitweise ohne Reservenetz (hr-online)
Die Betreiberfirma RWE klagt derweil gegen die vorläufige Stilllegung von Biblis, es ist kaum zu glauben das wir uns das bieten lassen.
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Dieser Beitrag wurde am 08.04.2011 um 16:04 Uhr von asdrubael editiert.
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11.04.2011, 21:32
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#7 Gruseliger Beitrag bei Monitor:
Außer Kontrolle: - Die brisanten Interna zu Fukushima
Laut einem internen Papier liegen im Abklingbecken im Block 4 die Brennstäbe teilweise oder komplett frei und schmelzen unter offenem Himmel vor sich hin. Das ist wesentlich kritischer als eine Kernschmelze innerhalb eines Reaktors (Containment).
Abklingbecken werden inflationär als billige Zwischenlager benutzt, auch in Deutschland beispielsweise in Isar 1.
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03.05.2011, 20:29
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#8 Merkwürdig! Jetzt ist schon der 3. Mai und man hört nichts mehr davon. ;) echt schlimm!
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03.05.2011, 23:35
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#9

Zitat

._. postete
Merkwürdig! Jetzt ist schon der 3. Mai und man hört nichts mehr davon. ;) echt schlimm!
Stimmt nicht so ganz, wer die News aufmerksam verfolgt der weiß das man von dem Reaktor sowie Tepco ab und zu immernoch etwas hört.
Aber im Moment sind halt ein paar andere Dinge in den Blickwinkel der internationalen Medien gerückt wie zb. Bin Laden.
__________
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IRC: megatherion @ Freenode
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04.05.2011, 12:25
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#10 Schlimm sind die Konsequenzen wenn ein Thema aus den Tagesnachrichten raus ist:
EU kippt strenge Reaktor-Tests

Zitat

Die Sicherheitstests für europäische Atomkraftwerke werden deutlich schwächer ausfallen als angekündigt. Einem Vorschlag der Vereinigung der Westeuropäischen Aufsichtsbehörden zufolge sollen die Atommeiler nur noch daraufhin überprüft werden, ob sie Naturkatastrophen wie Erdbeben, Flutwellen oder extremen Temperaturschwankungen standhalten.
(...)
Ursprünglich hatten sich die 27 europäischen Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfel Ende März darauf geeinigt, die 146 in der Europäischen Union betriebenen Reaktoren auf alle durch die Fukushima-Katastrophe offenbar gewordenen zusätzlichen Unfallszenarien zu überprüfen. Zudem sollte getestet werden, ob Stromversorgung, Kühlung und zusätzliche Aggregate nach Terrorangriffen, menschlichen Bedienfehlern oder in unverhofften Notsituationen sicher funktionieren.
Natürlich sind die meisten AKWs gegen Terrorangriffe nicht gewappnet, das weiß man spätestens seit den Anschlägen vom 11 September 2001. Neben dem obligatorischen Verkehrsflugzeug gibt es auch panzerbrechende Waffen als Bedrohungsszenario, das ist alles lange bekannt:
Greenpeace Gutachten

Nach dem anfänglichen Aktionismus rudert man nun schnell zurück, während alle Welt nach Pakistan glotzt. Ob in diesem speziellen Fall sinnvoll oder nicht, es ist immer das gleiche Muster (siehe auch "Burying").
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17.05.2011, 20:54
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#11 Neue Erkenntnisse:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/atomkatastrophe-in-fukushima-der-unbemerkte-gau-1.1098291

Zitat

Die Brennstäbe im Reaktor 1 des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima sind bereits am ersten Abend nach dem Erdbeben vom 11. März geschmolzen. Zu dieser überraschenden Erkenntnis kommt die Betreiberfirma Tepco in einer neuen Analyse. Bisher war angenommen worden, dass erst der dem Beben folgende Tsunami die Kühlung des Reaktors und seine Notsysteme knackte. Das Erdbeben hatte den Reaktor Leck geschlagen, deshalb begann sein Kühlwasserspiegel noch am selben Nachmittag zu sinken. Schon nach fünf Stunden begann die Kernschmelze.

Tepco und die japanische Atom-Aufsicht hatten stets betont, Fukushima 1 habe das Erdbeben schadlos überstanden. Zur Havarie sei es bloß gekommen, weil der Tsunami die Not-Kühlsysteme ausgeschaltet habe.
Und ganz toll:

Zitat

Die frühe Kernschmelze erklärt auch, warum Reaktor 1 nicht heißer geworden ist, obwohl er nur wenig Wasser enthält. Das nukleare Brennmaterial liegt vermutlich zu Klumpen geschmolzen auf dem Reaktorboden; also im Rest Wasser, das noch im Reaktor verblieben ist.
Im amerikanischen Three Mile Island lag das Brennmaterial nach der Kernschmelze 1979 auch auf dem Reaktorboden. Um es aus dem Reaktor zu bergen, musste man es schließlich zu Pulver mahlen. Dieser Prozess dauerte 14 Jahre.

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18.05.2011, 16:25
...neu hier

Beiträge: 3
#12 Ja, wie man es sich bereits denken konnte: es ist schlimmer als befürchtet / kommuniziert, und irgendwann kommt die Erkenntnis dass man die Menschen besser hätte schützen sollen. War doch genauso bei Tschernobyl. Diese Entwicklung zeigt aber auch dass es nur eine Frage der Zeit war - bei den vielen (und starken) Erdbeben in Japan.
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20.05.2011, 19:35
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#13 Hier gibt es eine gute Zusammenfassung der Ereignisse nach inzwischen über zwei Monaten:
http://www.n-tv.de/panorama/Die-Wahrheit-findet-ihren-Weg-article3365931.html
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20.05.2011, 19:58
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Beiträge: 896
#14 Hallo

Was ich bis heute nicht verstanden habe, warum die jap. Regierung nicht komplett das Krisenmanagement übernommen hat und den Betreiber nur auf Anweseiung handeln läßt. Es war doch schon nach wenigen Tagen klar, das der Betreiber alles verharmloste, falsche Werte mitteilte. Die machen weiter mit der Disinformationskampagne, wie am ersten Tag.
Wie ist denn sowas in Deutschland geregelt, hat der Betreierb auch hier im einem Katastrophenfall ncoh wasas zu meldeb, oder übernimmt z.B. die Reaktorsicherheitskommison komplett das Ruder in die Hand?
__________
Mfg
schwedenmann
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24.05.2011, 09:26
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#15 Hallo,

der erste Link führt inzwischen zu einem Fehler. Korrekt müsste es

http://odlinfo.bfs.de/index.php <--- Radioaktivitätsmessnetz heissen.

Interessantes Detail am Rande:

Zitat

Aufgrund der gegenwärtigen Situation hat sich das BfS entschlossen, diese Zeitverläufe vier mal pro Tag zu aktualisieren.
Früher war es nur zweimal pro Tag.

T S
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